Endoparasiten des Rindes


Der braune Magenwurm

Ostertagia ostertagi

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Vorderendes von Ostertagia

Aussehen: Bräunlicher, fadenförmiger, 6-8mm langer Rundwurm

Der braune Magenwurm gehört zu den wichtigsten Erregern der parasitären Gastroenteritis des Rindes. Regelmäßig treten Mischinfektionen mit Cooperia spp. auf.

Sitz: Labmagen

Mehr Informationen zum braunen Magenwurm

Krankheitsbild und Schadwirkung

Ostertagiaknötchen in der Labmagenschleimhaut

Sitz der braunen Magenwürmer ist die Labmagenschleimhaut. Durch Schädigung dieser wird die Produktion von Verdauungssekreten (Salzsäure und Pepsinogen) vermindert, was ein Anstieg des pH-Wertes im Labmagen vom Sauren ins Alkalische zur Folge hat. Herabgesetze Eiweißverdaulichkeit und Zunahme der Bakterienzahl im Labmagen sind Konsequenzen dieser Verschiebung. Die mit dem Futter zugeführte Energie und das Futtereiweiß werden bei befallenen Tieren auch zum Ersatz der Eiweißverluste benötigt. Dadurch kommt es zu Minderentwicklung und Gewichtsverlusten. Bei hohem Infektionsdruck werden struppiges Haarkleid, Surchfall, Dehydration mit eingesunkenen Augen und Anämie, aber auch vereinzelt Kehlgangsödeme beobachtet.

Sommerostertagiose (Typ I-Ostertagiose)
Tritt bei Weidehaltung erstsömmriger Rinder auf, wenn sich diese z.B. mit Larven anstecken, die vom Vorjahr auf der Weide überwintert haben. Nachdem die erste Wurmgeneration im Wirt herangewachsen ist, tritt durch die einsetzende Eiausscheidung, die ihren Höhepunkt im 2. und 3. Weidemonat hat, eine starke Weidekontamination auf.

Winterostertagiose (Typ II-Ostertagiose)
Im Herbst auf der Weide aufgenommene Larven gehen nach Einbohren in die Labmagenschleimhaut in einen Ruhezustand über, in dem sie bis zu 6 Monate verharren können. Vornehmlich ausgangs der Winter-Aufstallperiode beginnen die Larven sich dann weiterzuentwickeln. Dies verursacht bei Jungrindern, aber auch bei älteren Tieren, die klassischen Winterostertagiose.

Erkennung

Auf Grund klinischer Symptome Verdachtsdiagnose. Weiterführende mikroskopische Untersuchung von Kotproben,
Einachweis im Kot. Zur Einschätzung des Infektionsdrucks auf Bestandsebene können Nachweise von Antikörpern in Serumproben oder in der Tankmilch durchgeführt werden.

Bekämpfung

Überweidung vermeiden, erstsömmrige Rinder nicht mit älteren Tieren zusammen weiden, Jungrinderweiden jährlich wechseln und Kälber nicht auf bereits kontaminierte Weiden bringen. Da auf gemähten Weiden das Ansteckungsrisiko geringer ist, Kälber erst nach dem ersten Schnitt austreiben. Keine frische Gülle auf Weiden ausbringen.

Mit einer Entwurmungsbehandlung bei Austrieb oder bis zu 3 Wochen danach und einer Wiederholungsbehandlung nach 6 bis 8 Wochen mit lange wirksamen Präparaten wie beispielsweise aus der Wirkstoffgruppe der Makrozyklischen Laktone (z. B. Ivermectin- und Eprinomectin- Präparate) kann die Kontamination der Weiden herabgesetzt und damit dem Ausbruch der Krankheit im Sommer bzw. Herbst vorgebeugt werden.

Im Herbst sollte eine Aufstallungsbehandlung durchgeführt werden, die geeignet ist, auch eine Wirkung gegen die Ruhestadien der Larven, die die Winterostertagiose verursachen, zu erzielen. Treten Erkrankungen auf, müssen Heilbehandlungen durchgeführt werden, um Todesfälle zu vermeiden.



Der Lungenwurm

Dictyocaulus viviparus

Rasterelektronenmikroskop. Aufnahme von Dictyocaulus viviparus

Aussehen: Weiße, bis zu 8cm lange, dünne Würmer

Lungenwürmer schädigen und verlegen die Atemwege und verursachen eine Entzündung. Bei ausbleibender Behandlung entwickelt sich hieraus eine schwere, oft tödlich verlaufende Lungenentzündung.

Sitz: In den Atemwegen der Lunge

Mehr Informationen zum Lungenwurm

Krankheitsbild und Schadwirkung

Vom Lungenwurm befallene Rinderlunge

Durch vermehrte Sekretion kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge. Erhöhte Atemfrequenz, angestrengte Atmung und ständiges Husten sind die auffälligen Anzeichen solch einer parasitären Bronchitis.
Bei erfolgreicher Behandlung heilt das geschädigte Lungengewebe niemals vollständig aus. Kümmern ist die Folge. Nicht immer müssen die Tiere sichtbar erkranken. Ältere Rinder, die nur wenige Würmer haben, können gesund wirken. Sie sind jedoch Ausscheider, die die Weiden mit Lungenwurmlarven kontaminieren.

Um von weidenden Rindern aufgenommen zu werden, müssen die Larven aus dem Kotfladen heraus auf saubere Weideflächen gelangen. Da sie selbst relativ unbeweglich sind, benutzen sie ein Transportsystem, um ihren Standort zu verändern: sie leben auf Pilzen (Pilobolus), die im Dung wachsen. Zerplatzen die reifen Sporenträger dieser Pilze, werden die Lungenwurmlarven mit den Sporen über einen Bereich von einigen Metern in der Umgebung verteilt.

Bei günstiger Witterung können Larven die Wintermonate im Boden überleben. Werden sie in der nächsten Weidesaison von Rindern aufgenommen, können sie anschließend im späten Frühjahr Lungenwurm- Infektionen verursachen. Daneben können Lungenwurmlarven auch in Form so genannter entwicklungsgehemmter Stadien im Wirtstier überwintern. Kontaminierter Mist und Jauche, die im Frühjahr auf die Weiden ausgebracht werden, sind weitere Quellen zur Verbreitung der Lungenwurm-Infektion.

Erkennung

Angestrengte Bauchatmung und ständiges Husten bei Weiderindern sind deutliche Anzeichen für eine Infektion mit Lungenwürmern. Bei der mikroskopischen Untersuchung von Kotproben kann Ihr Tierarzt Larven nachweisen.

Bekämpfung

Neben weidehygienischen Maßnahmen, wie Weiderotation, Trockenlegen von Feuchtstellen, getrenntes Weiden von Jung- und Alttieren, müssen in Lungen - wurmgebieten Entwurmungsmaßnahmen mit lang wirksamen Anthelminthika gegen diesen Parasiten durchgeführt werden. Dazu haben sich Anthelminthika wie z. B. Ivermectin- und Eprinomectin-Präparate bewährt. Strategische Behandlungsmaßnahmen mit wiederholten Applikationen sollten in Regionen mit hohem Infektionsdruck durchgeführt werden. Diese Prophylaxe ist besser geeignet als Heilbehandlung erkrankter Rinder, um den Schaden klein zu halten.



Der große Leberegel

Fasciola hepatica

Mit Leberegeln befallene Rinderleber

Aussehen: Grau bis bräunlich; bestachelter lorbeerblattähnlicher Plattwurm mit Mund- und Bauchsaugnapf Die geschlechtsreifen Leberegel können eine Größe von 5 x 1,3 cm erreichen. 

Sitz: erwachsenen Egel in den großen Gallengängen der Leber; Jungegel im Lebergewebe


"Feuchte Weiden: Auf Leberegel achten!" - HIER geht's zum Artikel.

Mehr Informationen zum großen Leberegel

Krankheitsbild und Schadwirkung

Die Fasciolose, wie der Befall mit dem großen Leberegel auch genannt wird, ist eine hauptsächlich bei Wiederkäuern vorkommende, bei Rindern meist chronisch verlaufende Erkrankung. Durch die Jungegel kommt es zu einer Zerstörung von Leberzellen, während die erwachsenen Egel eine Abwehrreaktion des Wirtstieres auslösen, die zu einer Verkalkung der befallenen Gallengänge führt. Die Leber von befallenen Rindern wird bei der Fleischbeschau verworfen. Der Verseuchungsgrad hat in den letzten Jahren wieder zugenommen. Die Fasciolose kann akut, subakut oder chronisch verlaufen.

Die akute Erkrankung tritt gelegentlich bei Jungrindern auf und wird durch die im Lebergewebe wandernden Jungegel hervorgerufen. Befallene Tiere stellen die Futteraufnahme ein, haben Durchfall und können verenden.

Bei der subakuten Verlaufsform, die nicht nur bei Jungrindern auftritt, sind neben Wanderstadien auch erwachsene Egel in der Leber zu finden. Dabei sind Symptome wie verminderte Fresslust, Lecksucht, Abmagerung, zeitweise auch Durchfall, Fieberanfälle und bei Kühen ein deutlicher Abfall der Milchleistung zu beobachten.

Der chronische Verlauf, die häufigste Form des Leberegelbefalls, ist durch Durchfall, Gelbsucht, Blutarmut sowie Abmagerung charakterisiert. Mit Leberegeln befallene Rinder haben schlechtere tägliche Zunahmen. Bei Kühen wurden reduzierte Jahresmilch leistung um über 400 kg Milch / Jahr fest gestellt.

Erkennung

Die fleischbeschauliche Beanstandung von Lebern geschlachteter Tiere ist ein sicherer Hinweis auf Leberegelbefall
im Bestand. Am lebenden Tier kann Ihr Tierarzt den Befall durch mikroskopischen Nachweis der charakteristischen Leberegeleier im Kot feststellen. Auch Antikörper- Nachweise in Blut oder Milch weisen auf einen Erregerkontakt hin.

Bekämpfung

Unter Berücksichtigung des Entwicklungszyklus des Leberegels sind verschiedene Maßnahmen zur Bekämpfung notwendig.

1. Weidemaßnahmen
Zur Weiterentwicklung ist der Leberegel auf die Zwergschlammschnecke
als Zwischenwirt angewiesen. Durch Bekämpfung dieser Schnecke kann der Entwicklungszyklus des Egels unterbrochen werden. Optimale Lebensbedingungen finden die Schnecken auf feuchten Weiden, in Tümpeln und Gräben. Durch Trockenlegung von Weiden werden dem Zwischenwirt die Lebensbedingungen entzogen. Ein weiterer Ansatzpunkt der Leberegelbekämpfung besteht in der Verminderung oder Verhütung der Aufnahme
von Infektionslarven durch das Wirtstier. Zu diesem Zweck müssen um Feuchtstellen, Tümpel und Gräben im Umkreis von 2 m Zäune errichtet werden. Darüber hinaus sollen Kunsttränken angelegt werden, um so die Rinder vom Lebensraum der Schnecken fernzuhalten. Auch bei Stallhaltung kann es zu Infektionen kommen, wenn frisches Gras von Flächen, auf denen die Zwergschlammschnecke vorkommt mit anheftenden Infektionslarven
verfüttert wird. Eine Ansteckung ist ebenso über schlecht getrocknetes Heu (Larven können mehrere Monate überleben) und Grassilage (Larven überleben circa 4 Wochen) von kontaminierten Flächen möglich.

2. Behandlung
In Gebieten mit Leberegelvorkommen sollen alle Rinder, die älter als 4 Monate sind, in ein planmäßiges Bekämpfungsverfahren einbezogen werden. Dabei sind während der ersten 3 Jahre zwei Winterbehandlungen
(ca. 6 Wochen nach dem Aufstallen und Ende März) durchzuführen, um sicherzustellen, dass leberegelfreie Rinder auf die Weiden ausgetrieben werden. In den Folgejahren genügt eine Winterbehandlung vor dem Austrieb. Für die Behandlung von Jungvieh und Mutterkühen steht unter anderem ein Pour-On-Präparat zur Verfügung, welches zur Markierung der Tiere blau eingefärbt ist. Die Leberegelbehandlung auch von tragenden und laktierenden Milchkühen ist seit Kurzem mit einem neu zugelassenen Präparat zum Eingeben möglich.



Der Pansenegel

Calicophoron daubneyi, Paramphistomum cervi

Pansenegel

Aussehen: Die erwachsenen Pansenegel sind birnenförmig mit deutlicher Mundöffnung und rötlicher Färbung. Die Größe der Pansenegel liegt zwischen 4,5 bis 12 mm Länge und 2 bis 6 mm Breite, jedoch sind die verschiedenen Pansenegel-Arten äußerlich nur schwierig voneinander zu unterscheiden.

Sitz: Die jungen Pansenegel siedeln sich im oberen Abschnitt der Dünndarmschleimhaut (Duodenum) an und wachsen auf 1 bis 3 mm Größe heran. Von dort wandern sie in den Pansen ein und setzen sich als erwachsene Pansenegel mit Ihrer Mundöffnung an den Pansenzotten fest.

Mehr Informationen zum Pansenegel

Krankheitsbild und Schadwirkung

Hochgradiger Befall von Pansen und Haube
Quelle: Klinik f. Wiederkäuer mit Ambulanz & Bestandsbetreuung der LMU München

Die jungen Pansenegel schädigen im Dünndarm die Schleimhaut, wobei es zu kleinen Blutungen und Entzündungen kommen kannt. Je nach Befallsstärke resultiert daraus ein Verlust an Albumin, was zu Durchfall, geringerer Futteraufnahme, Gewichtsverlust bis hin zum Todesfall führen kann. Die erwachsenen Pansenegel sitzen an den Pansenzotten und verursachen in der Regel Leistungseinbußen bei relativ geringen klinischen Symptomen.

Erkennung

Bei der mikroskopischen Kotuntersuchung kann der Tierarzt Pansenegel-Eier nachweisen. Die Eier haben Ähnlichkeit mit Leberegeleiern, daher besteht Verwechselungsgefahr.

Bei Schlachtung sind bei genauerer Betrachtung erwachsene Pansenegel auf der Pansenschleimhaut sichtbar. Rückmeldungen von Schlachthöfen gibt es jedoch häufig nicht, da in der Regel im Schlachtprozess keine Eröffnung des Pansens durchgeführt wird.

Bekämpfung

Bekämpfungsmaßnahmen ähneln aufgrund des ähnlichen Entwicklungszyklus der Leberegelbekämpfung.

1. Weidemaßnahmen:
Zur Weiterentwicklung sind Pansenegel, je nach Art auf die Schnecken als Zwischenwirt angewiesen. Durch Bekämpfung der Schnecke kann der Entwicklungszyklus des Egels unterbrochen werden. Optimale
Lebensbedingungen finden die Schnecken auf feuchten Weiden, in Tümpeln und Gräben. Durch Trockenlegung von Weiden werden dem Zwischenwirt die Lebensbedingungen entzogen. Ein weiterer Ansatzpunkt der Bekämpfung besteht in der Verminderung oder Verhütung der Aufnahme von Infektionslarven durch das Wirtstier. Zu diesem Zweck sollten um Feuchtstellen, Tümpel und Gräben großflächig Zäune errichtet werden. Darüber hinaus sollten Kunsttränken angelegt werden, um so die Rinder vom Lebensraum der Schnecken fernzuhalten.

2. Einsatz Pansenegel-wirksamer Präparate:
Derzeit ist in Deutschland kein Präparat zur Behandlung gegen Pansenegel zugelassen. Auf Grund dieses Therapienotstandes kann ihr Tierarzt im Bedarfsfall eine Umwidmung durchführen.



Hier geht es zur Parasitenbekämpfung...

Hier geht es zum nachhaltigen Umgang mit Antiparasitika...

Hier geht es zu den Ektoparasiten...



"Weidezeit ist Parasitenzeit" - nicht immer sichtbar, können aber zu massiven Leistungseinbußen führen. HIER geht's zum Artikel.

"Feuchte Weiden: Auf Leberegel achten!" - in deutschen Milchviehherden weit verbreitet. HIER geht's zum Artikel.

"Mit Wiederkäuern gegen Borreliose" - Wiederkäuer stoppen Zecken bei der Verbreitung von Krankheiten. HIER geht's zum Artikel.

"Klimawandel begünstigt Parafilariose" - je wärmer es wird, desto eher müssen wir mit parasitären Erkrankungen rechnen. HIER geht's zum Artikel.

"Parasitenkontrolle während der Weidesaison"-Parasiten sind während der Weidesaison eine nicht zu unterschätzende Gefahr. HIER geht's zum Artikel.






UBROCARE.DE

Gelangen Sie hier zu weiteren Themen rund um die Gesundheit Ihrer Rinder wie z. B. Mastitis, Schmerz und Atemwege

UNSERE PRODUKTÜBERSICHT

GELANGEN SIE HIER ZU EINER ÜBERSICHT UNSERER HOCHWERTIGEN PRODUKTE FÜR RIND, SCHWEIN UND GEFLÜGEL.