2-2023 Tiergesundheit und mehr INFORMATIONEN RUND UM SCHWEIN UND RIND Rind Impf- strategien Schwein Schutz gegen Circo

Trockenstellen – nur noch mit Zitzenversiegler? Der Übergang in die Trockenstehperiode ist in vielen Punkten eine herausfordernde Zeit für den Organismus einer Milchkuh. Das selektive Trockenstellen erfährt eine zunehmende Wichtigkeit in Milchviehbetrieben. Antibiotika einfach weglassen? Die Eutergesundheit hat hier einen ho- hen Stellenwert, ebenso aber auch die Antibiotikareduktion. Johannes Dieckbuer kam im Juli 2021 auf das Milchgut. „Als ich hier anfing, wa- ren der antibiotische Trockensteller in Kombination mit einem Zitzenversiegler Standard. In Absprache mit unserem Tierarzt und nach kritischer Prüfung der Eutergesundheit der Herde habe ich so- fort auf selektives Trockenstellen umge- stellt. Wir setzten die Grenze bei 100.000 Zellen in der letzten Milchkontrolle. Kühe, die darunter lagen, bekamen kei- nen Trockensteller mehr, sondern nur noch den Zitzenversiegler. Das waren 70 % der Kühe“, erinnert sich der Land- wirt. Die Kühe werden mit etwa 223 Ta- gen trockengestellt. Tierarzt Dr. Michael Kreher von der Tierärztlichen Gemein- schaftspraxis Bad Liebenwerda ist ein bis zweimal in der Woche auf dem Betrieb, vor allem für die Kälbervisite und die Trächtigkeitsuntersuchungen. Die Euter- gesundheit hat er ebenfalls eng im Blick, so dass das Weglassen der antibiotischen Trockensteller kontrolliert erfolgte. Ein Anlagenleiter Johannes Dieckbuer mit Dr. Michael Kreher, Mitinhaber der Gemeinschafts- praxis in Bad Liebenwerda. 3 ställe“ ist das Melken am Melk karussell: 3 Mitarbeiter pro Tag- und pro Nacht- schicht melken insgesamt 17 Melkgrup- pen zweimal an einem 32er Innenmel- ker-Karussell. s l e g n E : o t o F Die Trockenstellgruppe im Sommer auf der Weide. Johannes Dieckbuer liebt die Heraus- forderung. Er ist der Anlagenleiter der Milchgut Kolochau GmbH in Kolo- chau, einem kleinen Ort im Landkreis Elbe/Elster im südlichen Brandenburg. Das Milchgut gehört zu den Agrarbe- trieben Schliebener Land. Eigentlich stammt Johannes Dieckbuer aus Nord- rhein-Westfalen, seine Eltern haben auch einen Milchviehbetrieb. Doch ihn zog es in die neuen Bundesländer, in die großen Betriebe. Das Milchgut Kolochau ist so ein gro- ßer Betrieb: In der 1930er Milchvieh- anlage „DDR Typenstall“ stehen 1.230 Kühe und zu den Agrarbetrieben Schlie- bener Land gehören rund 3.000 Hektar Fläche, genutzt unter anderem für die eigene Grundfutterproduktion. Die Milch leistung liegt bei 10.500 l Milch je Kuh und Jahr. Typisch für diese „Typen- s l e g n E : o t o F

s l e g n E : o t o F pflicht entfällt, weil wir jetzt keine Grup- penbehandlungen mehr machen. Wenn wir allerdings merken, dass die Zellzahlen nach oben gehen, dann machen wir na- türlich auch zwischendurch eine Erreger- bestimmung“, so Dr. Kreher. „Das Moni- toring ist vor allem für die klinischen Mastitiden von Bedeutung, da diese nach wie vor antibiotisch behandelt werden müssen. Wir empfehlen, zweimal pro Wo- che eine visuelle Kontrolle der trocken- stehenden Tiere vorzunehmen, um even- tuelle Mastitiden rechtzeitig zu erkennen. Fällt eine Kuh beim Melken mit Anzeichen für eine Euterentzündung auf, wird zuerst Fieber gemessen. Falls die Kuh Fieber hat, dann erhält sie ein systemisches Anti- biotikum zusammen mit einem Entzün- dungshemmer, auch NSAID genannt. Falls nötig, gibt es auch noch ein lokales Anti- biotikum direkt in die Zitze.“ Management muss stimmen Um die Eutergesundheit zu fördern, sind viele Maßnahmen zur Vorbeugung von Mastitis wichtig. Zwei bis drei Wochen vor der Abkalbung kommen die Kühe in den Abkalbestall. Die Färsen und Kühe stehen in jeweils separaten mit Stroh eingestreu- ten Abkalbeställen, so dass keine Erreger Der interne Zitzenversiegler dient der Vorbeugung von Neuinfektionen. von der Kuh auf die Färsen übertragen werden und die Tiere in einer sauberen Umgebung abkalben können. Auf dem Milchgut Kolochau wird sehr viel Wert auf die Liegeboxenhygiene ge- legt. „Wir säubern die Liegeboxen zwei- mal täglich und streuen Häckselstroh und Kalk auf die Liegefläche, damit die Kuh sauber und trocken liegt. Außerdem ach- ten wir auf eine qualitativ hochwertige Fütterung und auf eine gute Milchfieber- prophylaxe, damit der Stoffwechsel in Ordnung ist“, so Johannes Dieckbuer. „Ich sehe die Einflüsse auf das Mastitis- geschehen so: 30 % Fütterung, also nicht zu viel Stärke und Zucker, das Futter muss hygienisch einwandfrei sein; 30 % Liege- boxenhygiene; 30 % Dippen und Melkhy- giene und 10 % Kleinig- keiten wie Melktechnik. Das sind die Stellschrau- ben, an denen man dre- hen muss.“ Immer weitere Herausforderungen In einem 1930er DDR-Typenstall sind die Liegebereiche entlang von Futterbändern angeordnet, die täglich ca. 65 Tonnen Futter transportieren. Die Bereiche zwi- schen den Futterbändern stellen jeweils eine Kuhgruppe dar. 80 Kühe befinden sich in einer Gruppe mit 86 Liegeplätzen. Die Anlage ist zwar alt, sie stammt aus den 1970er Jahren, doch wurde seither einiges für den Kuhkomfort getan. So verbesserte sich durch Öffnen der Außen- wände das Stallklima und Ventilatoren wälzen vor allem im Sommer die Luft um. Die Dächer können geöffnet werden, da- mit die warme Luft nach oben abziehen kann. Die Liegeboxen wurden vor 10 Jah- ren mit Gummimatten ausgestattet, dem- nächst steht der Umbau der Liegeboxen in Tiefboxen an und jede Gruppe soll ei- nen Auslauf bekommen. So gibt es auf dem Milchgut Kolochau immer weitere Herausforderungen – ganz so wie Johan- nes Dieckbuer es sich gewünscht hat. Impfstrategien in der Kälberaufzucht – Präventiv statt kurativ! Vorsorge gegen Rindergrippe braucht Routine. Wie solche Konzepte aussehen können, erläutert Dr. Theresa Scheu von der Neumühle. Gesunde und frohwüchsige Kälber machen Freude in der Aufzucht, denn es ist erstaunlich, wie schnell sie wachsen und sich entwickeln, bis sie dann zwei Jahre später ihr volles Poten- zial als Milchkuh entfalten. Zumindest die weiblichen Tiere. Die männlichen Kälber bleiben aufgrund der Änderung der Tier- schutztransportverordnung seit Beginn des Jahres 2023 nun 28 statt wie bisher 14 Tage auf dem Bestand. Diese Verlän- gerung der Aufstallung im heimischen Betrieb bedeutet nun zusätzliche Heraus- forderungen – für alle! Denn es gilt, den Bestand gesund zu erhalten, um das Leis- tungspotenzial jedes einzelnen Tieres zu erhalten und zu fördern. Werden die Tiere erst einmal krank, bedeutet dies viel Arbeit für Landwirt und Tierarzt und eben dieses Leistungspotenzial wird geschwächt. Ein Leben lang. Eine wichtige Strategie, diesem Prob- Dr. Theresa Scheu, Tierärztin auf dem Hofgut Neumühle 5

Die intranasale (in die Nase) Impfung bietet schnellen Schutz an der Eintrittspforte der Grippe- erreger. gen, z. B. gegen Rin derflechte, sind zu- sätzlich sinnvoll, wenn Tiere in der Ver gangenheit bereits erkrankt sind, der Verkauf in andere (Mast-)Betriebe an- steht oder viele Besucher (Kinder) Kon- takt zu den Tieren haben. Vorbeuge durch Routinen Diese Impfungen dienen sowohl in Milch- kuhbetrieben als auch in Mutterkuhbe- trieben der Krankheitsprävention. Jedoch braucht es für den Erfolg immer beglei- tende Maßnahmen im Management. Die adäquate Kolostrumversorgung ist unab- dingbar, da neben den Antikörpern der Mutter auch Botenstoffe aus dem Kolost- rum übertragen werden, die das Kalb braucht, um selbst eine gute Immunreak- tion auf spätere Impfungen auszubilden (sogenannte maternale Immunzellen). Weiterhin spielt die Hygiene, vor allem im Bereich der Aufstallung (Iglu, Nuckel- eimer, Wasser und Futter) aber auch bei den Betreuungspersonen (Anziehen ei- ner abwaschbaren Schürze, Händehy- giene, Arbeiten von jungen zu älteren Tieren) eine zentrale Rolle. Kurzum, Imp- fungen stellen keinen Ersatz für unzurei- chende Haltungsbedingungen dar! Sie reduzieren aber deutlich die Schwere von Erkrankungen und machen diese behan- delbar, so dass wenige bis keine Tier- verluste auftreten und die Kälber sich optimal entwickeln werden. Am Hofgut Neumühle werden folgen- de Impfkonzepte durchgeführt: 1. Muttertierimpfung gegen Neugebore- nen-Durchfall. Das Muttertier wird in der Trockenstehphase spätestens 4 Wochen vor der Abkalbung einmalig geimpft. 2. Aktive Immunisierung gegen Bron- chopneumonie. Die erste Impfung inner- halb von 10 Tagen nach der Geburt in die Nase. Danach 2 Impfungen im Abstand von 3 – 4 Wochen subkutan als Injektio- nen. 3. Im Alter von 2 Monaten Impfung ge- gen Rinderflechte (Trichophytie) zwei- malig im Abstand von 2 – 3 Wochen in den Muskel. Weitere Impfungen werden gegen die Blauzungenkrankheit und gegen Q-Fie- ber durchgeführt. Diese werden als Be- standsimpfungen durchgeführt. 7

antibiotischen Trockensteller. Bei 80 % der Herde können wir so auf Antibiotika verzichten, ohne eine erhöhte Neuin- fektionsrate in der Trockenstehzeit zu verzeichnen“, berichtet Florian Kraft. 3 bis 6 Wochen vor der Kalbung erfolgt eine Mutterschutzimpfung gegen Rotavi- ren. Damit schützt der Landwirt die Käl- ber vor Durchfall, da die Kühe durch die Impfung Antikörper in der Biestmilch an- reichern, die wiederum den Kälbern gleich nach der Geburt getränkt wird. Zu- sätzlich hat Florian Kraft eine Kolostrum- bank angelegt mit Biestmilch von Kühen mit Mutterschutzimpfung, um die Kälber stets gut mit Antikörpern versorgen zu können. Milchfieber erfolgreich vermeiden Die Fütterung der Trockensteher ist zwei- phasig: die ersten Wochen bekommen sie eine calciumarme Ration mit viel Struktur, drei Wochen vor der Kalbung geht es dann in die Transitphase, in der mehr Energie und Rohprotein gefüttert wird. Drei Tage vor dem Abkalben kom- men die Kühe in den Abkalbestall. Der ist schön groß und komplett mit Stroh ein- gestreut. Ist die Geburt erfolgt, erhalten alle Kühe ab der 2. Laktation kurz danach einen Calciumbolus, wenn sie Anzeichen von Milchfieber zeigen. „Erste Hinweise für beginnendes Milchfieber sind für uns kalte Ohren“, so Tierärztin Theresa Mel- chior von der Tierarztpraxis Claudia von Lohr. „Wenn wir kalte Ohren fühlen, er- hält die Kuh sofort einen Calciumbolus. Sind die Ohren 12 Stunden später immer noch kalt, gibt es auch noch einen zwei- ten Bolus.“ Ab der 3. Laktation erhalten alle Kühe einen Calciumbolus direkt nach der Geburt. Der Betrieb setzt hierbei schon lange auf Bovikalc® von Boehrin- ger Ingelheim. „Dieser Bolus enthält Cal- ciumchlorid und Calciumsulfat, löst sich im Pansen innerhalb von 30 Minuten auf und erhöht die Calciumkonzentration im Blut schnell und effektiv über einen län- geren Zeitraum“, so die Tierärztin. „Bovi- kalc® hat einen ansäuernden Effekt, der die Kuh bei der Mobilisierung ihrer eige- nen Calciumreserven unterstützt. Zudem liefert er 43 g verfügbares Calcium pro Bolus. Der Hersteller empfiehlt allen Kü- hen ab dem 2. Kalb schon kurz vor der Geburt einen Bolus zu geben, dann einen direkt nach der Geburt und noch weitere zwei in den nächsten 15 und 30 Stunden. Dieses Vorgehen wäre ideal, wird hier aber eben aufgrund der guten Tierbeob- achtung lediglich bei Problemkühen um- gesetzt.“ Florian Kraft ergänzt: „Mit dem Bolus kommen die Kühe gut in die Laktation, und das ist es, was zählt. Kühe mit beson- derem Bedarf erhalten dann noch weite- re Boli und zur Sicherheit auch Infusio- nen mit Calcium. Dieses tierindividuelle Vorgehen hat sich bei uns bewährt, weil wir Anzeichen für Milchfieber schnell er- kennen und sofort handeln.“ Die geringe Zahl an Festliegern pro Jahr – nicht mehr als 2 Kühe – gibt dem Landwirt Recht. Al- lerdings bekommen die Kühe zur Milch- fieberprophylaxe auf dem Urdorfer Hof nicht nur Calcium, sondern auch Phos- phor, was sicher auch zu dem guten Er- gebnis beiträgt. „Wir geben zusammen mit dem Calciumbolus auch immer gleich einen Phosphorbolus, denn wir haben bei den Blutuntersuchungen festgestellt, die wir bei Tieren mit klinischem Milch- fieber machen, dass die Kühe neben dem Calcium- auch immer einen Phosphor- mangel haben“, erklärt der Landwirt. Calcium und Phosphor als Dreamteam Hierzu schlug die Tierärztin vor, den Phosphorbolus Bovikalc® P, auch von Bo- ehringer Ingelheim, einzusetzen. „Zur Florian Kraft bei der Überprüfung der Ration für die Trockensteher. kombinierten Milchfieber- und P-Mangel-Prophylaxe können Bovikalc® und Bo- vikalc®P gleichzeitig eingesetzt werden“, erklärt Theresa Melchior. „Phosphor ist der Mineralstoff, der die meisten biologi- schen Funktionen der Kuh beeinflusst. Bei einem Mangel leidet die mikrobielle Pansenaktivität sowie die Leistungsfähig- keit und Gesundheit der Tiere. Kühe mit hohen Milchleistungen geben viel Phos- phor über die Milch ab. Beim Einsetzen der Laktation entsteht deshalb ein erhöh- ter Phosphor-Bedarf, der, ebenso wie eine schlechte Futteraufnahme, zu einem akuten Phosphor-Mangel führt. Dem kann durch gezielte orale Phosphor-Ga- ben in Zeiten erhöhten Bedarfs vorge- beugt werden. Auch klinisch unauffällige Kühe können in dieser kritischen Phase um die Geburt einen Phosphor-Mangel zeigen, die Gefahr dafür steigt wie bei Calcium mit zunehmendem Alter und steigender Leistung der Tiere“, erklärt die Tierärztin. Der Bolus ist ein Mineral- ergänzungsfuttermittel und enthält mit Monocalciumphosphat eine gut verfüg- bare Phosphorquelle (31 g P). Darüber hinaus stabilisiert das enthaltene Calcium (Ca) das physiologische Verhältnis von Phosphor und Calcium im Tier. Beide Boli werden einfach und tiergerecht mit dem bewährten Bovikalc®-Eingeber verab- reicht. Fresh Cow Management Nach der Abkalbung kommen die Kühe für 5 Tage in die Fresh Cow-Gruppe. Hier wird täglich morgens die Körpertempe- ratur gemessen und am 4. Tag ein Keto- se-Schnelltest über das Blut durchge- führt. „So haben wir die frisch abgekalbten Kühe gut im Blick und kön- nen schnell reagieren, wenn es ihnen nicht gut geht“, erklärt Florian Kraft. Zu- sätzlich zum gut durchdachten Manage- ment seiner Kühe setzt er stark auf ex- terne und vor allem unabhängige Berater. „Eine gute Beratung ist mir viel wert. Ich selber bilde mich natürlich auch weiter, aber um einer gewissen Betriebs- blindheit vorzubeugen, sind externe Be- rater unersetzlich. Mein Futterberater zum Beispiel, der alle 6 Wochen kommt, berät mich nicht nur bei der Fütterung, sondern schaut auch nach Tierwohl und Leistung der Kühe. Seine Empfehlungen haben mir seither rund 2.000 Liter Milch pro Kuh und Jahr mehr eingebracht.“ 9

Abbildung 2. Schädigung des Lymphknotens in den Versuchsgruppen* n e n o i s ä L e h c s i t a h p m y L e r o c S 6 5 4 3 2 1 0 n a k A : k i f a r G Placebo Gruppe 1 Gruppe 1 Placebo Gruppe 2 Gruppe 2 (ungeimpft) (PCV2a Impfstoff) (ungeimpft) (PCV2d Impfstoff) *Placebo: infiziert + ungeimpft; Gruppen: infiziert + geimpft Quelle: Boehringer Ingelheim Die Schutzwirkung war sowohl für den PCV2a-basierten-, als auch für den PCV2d-basierten Impfstoff gleichermaßen gewährleistet, es gab keine Unterschiede in der Schutzwirkung. sung nach dem Baukasten- prinzip flexibel und frisch miteinander mischen las- sen, z. B. eine Einmalimpfung gegen Circo mit einer Myco-Impfung (Circo + Myco) oder mit einer PRRS-Lebendimpfung (Circo + PRRS). Diese Flexibilität erlaubt es, auf einzelbetriebliche Anforderungen einzugehen. Der Erfolg der Circo-Impfung Durch die Verwendung einer hoch wirk- samen und gleichzeitig verträglichen Cir- co-Impfung kann die Erkrankung effektiv vorgebeugt und das Wachstumspotential der Tiere ausgeschöpft werden. So konn- te in vielen Studien gesteigerte Tageszu- nahme, verbesserte Futterverwertung und reduzierte Mortalität nachgewiesen werden. Durch die reduzierte Mortalität konnten seit Einführung der Circo-Imp- fung von Boehringer Ingelheim mehr als 108 Millionen Schweine zusätzlich ge- schlachtet werden. Mit insgesamt mehr als 4 Milliarden geimpften Schweinen weltweit können 1,8 Milliarden Menschen für ein Jahr mit Schweinefleisch versorgt werden. Mit der Einführung der Circo- Impfung vor gut 15 Jahren hat sich die Impfung von Ferkeln zur Prävention von PCV2 bedingten Erkrankungen als Stan- dard durchgesetzt. Tierärzte und Landwir- te haben hierdurch die Wirtschaftlichkeit, die Tiergesundheit und das Tierwohl in den Schweineställen maßgeblich verbes- sert und dadurch zusätzlich einen wertvol- len Beitrag zur Nachhaltigkeit sowie zur Nahrungssicherung geleistet. So konnte in einer Studie demonstriert werden, dass die täglichen Zunahmen der Ferkel, die mit einem verträglichen mine- ralöl-freien Impfstoff geimpft wurden, um 30 g höher lagen als von jenen, die mit einem mineralöl-haltigen Impfstoff ge- impft wurden (Abb. 3). Die Arbeitswirtschaftlichkeit von Impf- konzepten kann durch die Reduktion der notwendigen Injektionen optimiert wer- den. Insbesondere die Verwendung von Einmalimpfstoffen und die Mischung von Impfstoffen vereinfachen die Anwendung und sparen Arbeitszeit. So gibt es Impf- stoffe, die sich entsprechend ihrer Zulas- schriebenen Studie vorkommenden Stäm- me (PCV2a, b und d) geimpft wurde. Zu- dem liefern insbesondere in Bezug auf PCV2d gleich mehrere Studien aus dem Labor und der Praxis positive und beruhi- gende Ergebnisse. Beispielsweise testete auch Boehringer Ingelheim in seinen per- manenten Forschungsbestrebungen, wie eine identisch zum aktuell erhältlichen Impfstoff hergestellte, jedoch auf PCV2d basierte Vakzine gegen eine Infektion mit PCV2d schützt. Die Schutzwirkung war so- wohl für den PCV2a basierten-, als auch für den PCV2d basierten Impfstoff gleicherma- ßen gewährleistet, es gab keine Unter- schiede in der Schutzwirkung (Abb. 2). Verträglichkeit und Arbeitszeitersparnis Neben der Wirksamkeit gewinnt die Ver- träglichkeit und die Arbeitswirtschaftlich- keit vor dem Hintergrund steigender Tierwohlansprüche und knapper Arbeits- kräfte an Bedeutung. Die Verträglichkeit der Impfung wird wesentlich durch die Auswahl des Adju- vans beeinflusst. Bei wasserbasierten, hoch verträglichen Impfstoffen kann be- obachtet werden, dass geimpfte Ferkel aktiv und schnell wieder ans Gesäuge der Sauen gehen. Bei Ferkeln, die mit mine- ralöl-haltigen Impfstoffen geimpft wer- den, ist dieses Verhalten bis zu 5 Stunden nach Impfung noch stark eingeschränkt. Das aktivere Verhalten der Ferkel wirkt sich positiv auf die Aufzuchtleistung aus. n a k A : k i f a r G Abbildung 3. Tägliche Zunahmen in Abhängigkeit von der Verträglichkeit (mineralölfrei) der Impfung g a T / g 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 432a 402b 435a Frisch gemischte Boehringer-Ingelheim- Impfstoffe gegen PCV2 und M. hyo (n = 66) Vorgefertigter mineralölhaltiger Impfstoff gegen PCV2 und M. hyo (n = 70) Kochsalzlösung- Kontrollgruppe (n = 65) a, b: p ≤ 0,05 Quelle: Boehringer Ingelheim 11

Rausche optimieren und Potenziale realisieren Insbesondere in Zeiten hoher Ferkelpreise lohnt es sich, die biologischen Leistungsreserven der Sauenherde auszuschöpfen – die Reduktion der Umrauschrate spielt hierbei eine zentrale Rolle. Das Umrauschen von Sauen hat hohen Einfluss auf die Produktivi- tät und Wirtschaftlichkeit der Ferkelerzeugung. So erhöht das Umrau- schen die Zwischenwurfzeiten und redu- ziert folglich sowohl die Anzahl geborener und abgesetzter Ferkel pro Sau und Jahr als auch die Lebensauf- zuchtleistung der Tiere. Die zusätzlichen Kosten für die erneute Belegung der Tiere sowie der zusätzliche Arbeits- und Futteraufwand bis zur nächsten Trächtig- keit beeinträchtigen die Wirtschaft- lichkeit. Doch wie lässt sich die Umrauschrate reduzieren? 6 1 0 2 . l a t e n o r i Z : o t o F Die Ursachen für eine erhöhte Um- rauschrate können vielfältig sein. Zur Ein- grenzung möglicher Ursachen kann es hilfreich sein, zwischen zyklischem und azyklischem Umrauschen zu differenzie- ren. Die zyklische Umrausche findet in der Regel zwischen dem 18. und dem 24. Zyklustag statt. Die Sau hat also regulär gerauscht, ohne dass eine Befruchtung erfolgt ist, sodass ein neuer Zyklus beginnt. Häufig sind Faktoren wie das Belegemanage- ment, die Spermaqualität und -lagerung, die Stimulation und die Fütterung von Bedeutung und sollten genauer analy- siert werden. Hingegen ist das azyklische Umrau- schen entweder früh (bis Tag 18 nach der Besamung) oder spät (ab dem 25. Tag) zu beobachten. Rauscht die Sau nach dem 25. Tag, kann davon ausgegangen werden, dass die Befruchtung der Eizel- len erfolgreich war, nicht jedoch das Ein- nisten dieser Eizellen in der Gebärmutter. Insbesondere Faktoren wie Stress durch suboptimale Haltungsbedingungen, In- fektionserreger wie das PRRS-, Parvo- oder Influenzavirus sowie Mykotoxine im Futter können hierbei eine Rolle spielen. Rauscht die Sau früh (bis Tag 18), gilt es die Brunsterkennung zu optimieren und eine Laktationsrausche auszuschließen. Abb. 1: Die Saugferkelbeobachtung drei bis fünf Stunden nach der Ferkelimpfung kann Auf- schluss über die Verträglichkeit des Impfstoffes und das Risiko einer Laktationsrausche geben. Bei der Laktationsrausche kommen Sauen bereits während der Säugezeit in die Rausche und lassen sich nach dem Absetzen nicht mehr zum optimalen Zeit- punkt besamen. Erhöhte Umrauschraten bzw. verlängerte Zwischenwurfzeiten sind die Folge. Zudem stören Laktationsrau- scher – wie auch die eigentlichen Umrau- scher - vor allem in Betrieben mit mehr- wöchigen Produktionsrhythmen die betrieblichen Abläufe, da die Sauen auf- wendig in die folgenden Besamungs- gruppen integriert werden müssen. Um der Laktationsrausche vorzubeugen, ist insbesondere eine ausreichende und kontinuierliche Milchabnahme der Saug- ferkel von Bedeutung, denn das Säugen blockiert die Bildung neuer Follikel im Eierstock und verhindert somit den Be- ginn des nächsten Zyklus. Ein beeinträch- tigtes Säugeverhalten der Ferkel kann somit zur Laktationsrausche führen. Um das Säugeverhalten der Ferkel nicht zu beeinträchtigen, sollten an den Ferkeln in den ersten 10 Lebenstagen möglichst nur unvermeidbare Eingriffe vorgenommen werden bzw. Maßnahmen kombiniert werden. Impfmaßnahmen zum Beispiel sind in den seltensten Fällen so früh notwendig, hier gibt es zahlreiche Gründe, sie erst in der späteren Säugezeit zu setzen. Darüber hinaus ist bei der Aus- wahl von Ferkelimpfstoffen auf eine möglichst gute Verträglichkeit zu achten, die in hohem Maße vom enthaltenen Ad- juvans (Hilfsstoff) abhängig ist. In einer Studie der Fachhochschule Soest wurde untersucht, wie sich der Ein- satz von verschiedenen Ferkelimpfstoffen auf das Saug- und Liegeverhalten der Ferkel auswirkt. Ergebnis war, dass sich nach Einsatz eines Impfstoffes mit Adju- vans auf Wasserbasis die mittlere Säuge- dauer im Vergleich zum Tag vor der Imp- fung nur um 23 % verringerte. Bei der Vergleichsvakzine mit mineralölhaltigem Adjuvans halbierte sich die Säugezeit na- hezu (-47 %). Damit zeigte diese Studie, dass Impfstoffe und ihre Adjuvantien das Saugverhalten der Ferkel beeinflussen können. Für die Praxis entscheidend ist, dass das Säugeverhalten der Ferkel nach der Impfung möglichst konstant bleibt, damit die Ferkel gleichmäßig wachsen und eine Laktationsrausche der Sauen vermieden wird. 13

grund der Produktivität, der Effizienz und dem Tierwohl. Impfstoffe unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich ihrer Ad- juvantien. Moderne öl-freie Impfstoffe sind verträglicher und vorteilhaft für die biologische Leistung und das Tierwohl. Neben der Vorbeugung durch Impfung und Biosicherheit ist auch die Früherken- nung von Krankheiten ein wesentlicher Baustein für eine hohe Tiergesundheit. Insbesondere bei multifaktoriellen Er- krankungen ist sie wichtig, um Primärer- reger zu identifizieren und um das Prob- lem an der Wurzel zu packen. Dies ermöglicht es, frühzeitiger und gezielter zu behandeln und darauf aufbauend die richtigen präventiven Maßnahmen zu er- greifen, um einen Krankheitsausbruch in der Zukunft zu vermeiden. Nachhaltigkeit bei Boehringer Ingelheim Im Bereich Nachhaltigkeit hat sich Boeh- ringer Ingelheim klare Ziele gesetzt: Bis 2030 möchte das Familienunternehmen in seinen Abläufen CO2-neutral werden in den sogenannten Scope 1- und o n a i l i g m a G - r e k c ö t S : o t o F Abbildung 2: Nebenprodukte, wie z. B. Trockenschnitzel, werden in der Schweine- fütterung verwertet und somit für die Lebensmittelerzeugung genutzt. 2-Emissionen. Scope-1-Emissionen kom- men aus Quellen, die direkt von Unter- nehmen verantwortet oder kontrolliert werden. Scope-2-Emissionen sind indi- rekte Treibhausgasemissionen aus einge- kaufter Energie, wie Strom, Wasser- dampf, Fernwärme oder -kälte, die außerhalb der eigenen Systemgrenzen von Unternehmen erzeugt, aber von ih- nen verbraucht werden. Außerdem will das Unternehmen den Wasserverbrauch weiter reduzieren insbesondere an Standorten, die von Wasserknappheit be- troffen sind, sowie sauberes Wasser in den Gemeinden schützen, in denen das Unternehmen tätig ist. Aspekte der Kreis- laufwirtschaft werden genutzt, um den unternehmenseigenen Deponieabfall insgesamt zu reduzieren, sowie Konzepte für Eco-Design und Grüne Chemie auf alle neuen Produkte angewendet. Recycelfähige Verpackungen aus hochwertigem Material Aspekte der Kreislaufwirtschaft spielen insbesondere bei der Wahl der Verpa- ckungsmaterialien eine wichtige Rolle: so wird beispielsweise für die Herstellung der neuen Twistpak Impfstoffflaschen der hochwertige Kunststoff HDPE verwendet. HDPE steht für „High-density polyethyle- ne“, erkennbar an dem eingeprägten Code „2“ auf dem Flaschenhals (Abb. 3). Dieses Material ist bekannt für sein hohes Stärke-Dichte-Verhältnis, widerstandsfä- hig gegenüber korrosiven Chemikalien und kann leicht sterilisiert werden. Dies sind ideale Eigenschaften für die Verwen- dung mit hochqualitativen Impfstoffen. Die meisten Recycling-Unternehmen sammeln HDPE-Produkte, da sich diese sehr einfach recyceln lassen. Zudem lässt es sich mindestens zehnmal wiederver- wenden zur Herstellung neuer Produkte wie Leitungen, Seile und vieles mehr. Die Impfstoffflaschen können nach Restent- leerung in Deutschland dem dualen Sys- tem (Grüner Punkt) zugeführt werden, also dem gelben Sack oder der gelben Tonne, denn als Produkthersteller über- nimmt Boehringer Ingelheim vorab den Beitrag zur Finanzierung der Verpa- ckungssammlung und -verwertung. Im Rahmen des dualen Systems wird aus dem Plastikmüll ein neues Plastikgranulat gewonnen, welches als Rohstoff für die Herstellung neuer Endprodukte verwen- det werden kann. Prävention und Früherkennung Im Bereich der Schweinegesundheit steht die Forschung und Entwicklung sowie die Bereitstellung von präventiven Lösungen, welche den Betrieben helfen die Tierge- sundheit und damit eine effiziente und ressourcenschonende Produktion zu er- halten, ganz im Fokus der Nachhaltigkeit. Beispiele für präventive Lösungen sind wirksame und verträgliche Impfstoffe gegen das porzine Circovirus, Mykoplas- 3. High-density polyethylene – recyclebarer Kunststoff Abbildung 3: HDPE Kunststoff lässt sich sehr einfach recyceln und wiederverwenden. men, PRRS oder Ileitis. Darüber hinaus ist das innovative Monitoring-System SoundTalks® ein Beispiel zur Früherken- nung von Krankheiten, denn diese künst- liche Intelligenz analysiert permanent den respiratorischen Gesundheitsstatus der Tiere und warnt frühzeitig vor Hus- ten. Durch frühzeitiges Erkennen und das Einleiten von gezielten präventiven Maß- nahmen kann die Produktion optimiert und somit auch die ökonomische Nach- haltigkeit der Schweinehaltung gestärkt werden. Impressum Herausgeber: Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH – Vertrieb Großtierpraxis – 55216 Ingelheim/Rhein www.tiergesundheitundmehr.de Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Kevin Kress Titelfoto: Ralf Heil Gesamtherstellung: Landwirtschaftsverlag GmbH, 48084 Münster-Hiltrup Auflage: 30.000 Stück © September 2023, Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH Anfragen bitte nur schriftlich an Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH, 55216 Ingelheim Alle Informationen werden sorgfältig auf gearbeitet, eine Haftung wird ausgeschlossen. Beiträge von Autoren geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Alle Rechte vorbehalten, Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers. 15